Freitag, 11. Mai 2007

Suchen und Finden

Wie gern man doch als Kind gesucht und gefunden wird. Und wie wenig sich das vom Grundgedanken her verändert, selbst wenn man erwachsen geworden ist.

Eben drum. Eben drum wollte ich das Zögern und Zaudern beenden, das lange Rätselspiel, ob ich M., den alten Freund aus Uraltzeiten, als noch alles wild war, dringlich suchen soll, da ich in Sorge bin. Und: Da ich ihn vermisse, wohlwissend, dass es sehr anstrengend sein kann, ihn zu finden und mich zur Verfügung zu stellen.

M. ist, das ist wohl eindeutig, manisch-depressiv, dem offiziellen Sprachgebrauch nach. Als wir jung waren, da war ich recht weit entfernt, mich mit solchen Pathologisierungen ein zu lassen. Und dennoch ist sein Lebensvollzug anstrengend und nicht ungefährlich. Zu Zeiten kann er scheinbar alles, hört auf zu schlafen, rast durch die Welt, macht große, selbstverständlich übergroße Pläne und extreme Schulden. In der Depression taucht er ab, taucht ganz und gar ab. Und dazwischen extremsportet er, taucht tatsächlich durch die Tiefen der Weltmeere und erklettert himmelsstakende Gebirge. Hin und wieder verknüpfen sich diese Aktivitäten mit suizidalen Phantasien, wenngleich sie den Vollzug wohl eher verhindern.

Wir sind so jung nicht mehr, die Illusion der Unsterblichkeit verlässt mich - und auch für ihn, so stelle ich mir vor, kann die Verhinderung auch nur des geringsten Bodens unter den Füßen mit zunehmendem Alter neben der emotionalen zur immer deutlicheren sozialen Katastrophe werden. Nun hat er wieder alles abgebrochen, seine Beziehung, seinen job, ist mit unbekanntem Ziel unterwegs in der Welt.

Ich schrieb ihm eine Mail, u.a.:
Wisse eins: Ich habe stets verstanden, dass du solche Pausen einlegst aus Gründen einer von dir empfundenen Scham über dies und das. Wisse aber auch, dass das von meiner Seite aus völlig überflüssig ist. Ich kenne dich so lange, und ich meine auch recht gut, kenne deine Höhen und Tiefen, deinen großartigen Charme, Wortwitz und Schwung, aber ebenso deine dunkeln Selbstzweifel und persönlichen Katastrophen. Was soll´s also, diese Umständlchkeit und auch den Verlust zu kultivieren, dass du dich vor mir versteckst.

Wenn du kannst, gib einen Laut, wenigstens einen kleinen.


Die Mail kam sofort zurück, mailer-damönenhaft.
Und ich meine, ich werde weitersuchen. Elsas Beobachtung zeigt mir deutlich, dass dann doch diese Zweifel, ich könnte ihm zu Nahe treten, nicht die erste Priorität haben.

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