part 1

Ich hatte die schöne Kachel aus dem Urlaub vor mir liegen. Erstanden am vorletzten Tag in Teguise. Eine einzelne Kachel, wie sie dort oft auf der Insel solitär verkauft wurden, rot und grün umfasst von Hand, ein Einzelstück. Wollte man sich ein Bad damit umbauen, man müsste schon richtig Geld haben. Eine Eingebung, als ich sie griff. Der Mann sagte: “Ja, und was willst du denn damit?“ Der frühe Pilger steckte sich ein „Pilgerzeichen“ aus Zinnblei an den Hut, nähte es sich an den Mantel oder nagelte es nach seiner Rückkehr an die heimische Haustür. Eine Eingebung. „Ich will halt.“
Einen Stift hatte ich besorgt, mit dem sich Keramik beschriften lässt. Mit ihm wollte ich meinen neuen, falschen, alten, richtigen Namen in den freien druchmaserten Raum des gebrannten Quadrats schreiben. ...oder nagelte es nach seiner Rückkehr an die heimische Haustür.
Ich bedauerte mal wieder meine weitgehend fehlende künstlerische Begabung. Im Praktischen. Eine gewisse ästhetische Begabung im Kontemplativen, im Genuss, im Erkennen sprach ich mir durchaus zu. Claire Gontorra sollte da stehen, mein Name: zugleich schwungvoll, bestimmt, aber auch zart. Ich hatte eine klare Vorstellung, wie es aussehen sollte. Vielleicht kann man das in Auftrag geben. Es gibt ja außerordentlich begabte Menschen. Denen erzählt man diffus, wie es sein soll – und sie kriegen es hin. Mein Friseur zum Beispiel, an guten Tagen, es funktionierte nicht immer. Aber ich wollte mich taufen mit diesem Schriftzug, das musste ich schon selbst machen. Mit Bleistift hatte ich auf Dutzenden von DinA4-Blättern geübt, bis sich der Schriftzug, genervt, gelangweilt wiederholt immer mehr von der Vorstellung entfernte. Claire Gontorra hatte nämlich Vorstellungen.
Endlich fasste ich mir ein Herz, die Tat war wichtig, der Schritt, viel wichtiger als jedes Ideal. Hatte ich mich nicht mit Idealen auf der Stelle tretend aufgehalten, aber ja. Es wurde noch kein Himmel gestürmt, dem die Erde fehlte, liebe Claire. Ein kleiner Schritt für die Menschheit... Und beherzt taufte ich mich mit einem Schriftzug.
Das Ergebnis gefiel mir gar nicht so schlecht. Nun nur noch den Kleber aufstreichen, und dann festdrücken neben die Haustür und die Kachel für immer, immer, pph, ja gerne hätte ich gerade ein Immer gehabt, die Kachel für ab jetzt, ab jetzt, ab jetzt, an die Hauswand, neben die dunkelbraune hölzerne Tür, meinen Eingang, meinen Ausgang, mein JETZT. Für das Ritual griff ich ein CD-Orakel und steckte die Oblate blind ins Gerät. Die Fenster waren weit offen und als ich draußen zu werkeln begann, hörte ich wie Patti Smith, so sanft, so intensiv zu mir sang, zu mir schwebte, mit mir schwebte. Eindringlich. Eine gute Wahl.
...und nagelte es nach ihrer Rückkehr an die heimische Wand.

Vermischung, ganz klein.
Eskorte fragile - 15. Aug, 22:05

fotografierst du sie mir?
ich würde sie so gern sehen.
die claire...

wasserfrau - 15. Aug, 22:25

ich werde das tun... noch ist sie ein wenig unscharf... wie hinter milchglas:-)). aber sie kommt näher... dann werde ich sie anschleichen und fotografieren.
... sie hat was vor ...
Eskorte fragile - 15. Aug, 22:49

und die kachel, die vielleicht auch....
und ich bin gespannt auf das, was sie vor hat.
sehr!

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