Dienstag, 4. Dezember 2007

Es ist erst Dienstag

...stelle ich gerade fest.

Ich sitze über einer ganz ungeliebten Arbeit -man hat mir einen manischen Co-Autor zur Seite gestellt, und ich habe mich nicht rechtzeitig gewehrt - und ich sitze eben oft auch weder über noch an dieser Arbeit, sondern lenke mich ab, in dem ich über den verhängnisvollen Zustand dieses Menschen nachdenke, was mich ja auch nicht weiterbringt. Entsprechend schlecht ist mein Gewissen und Weltgefühl. So dass ich dachte, es sei schon Mittwoch.

Was man sich über Kalendererkenntnisse freuen kann.

Und Namenstag ist heute auch... das wusste ich doch... wieso meine ich, der 4.12. hätte sich verflüchtigt in der viel zu schnellen Zeit?

Montag, 3. Dezember 2007

Ach und ich dachte, ich hätte...

dieses seltsame Phänomen entdeckt, das der aaaaaaaaaaandere (merke: schuld ist immer der andere) mich nicht richtig sieht, sondern immer zu kurz- oder zu weitsichtig ist, ach scheint, ach was - eben nicht das Gegenüber in der richtigen Entfernung.

Ach, und so zeigts auch der Film:
Man ist immer zu weit weg oder zu nah dran. Gerade damit macht der Film aber etwas, was sich zwar nicht als allgemeines Lebensgefühl, aber durchaus als verbreitetes Problem artikulieren lässt.

Gestern Abend...

Draußen regnet es Äppel und Eier, Bindfaden und wüste Ströme, ein starker Wind geht, für unsere Verhältnisse hier: Sturm, wie ich vorhin draußen bemerken durfte. Da wehte mir der Kirchplatz mitsamt seiner Äste und den Rollläden der umliegenden Häuser um die Ohren. Die Stimmen aus der Nachbarschaft vorm Fenster sind verzerrt durch den Wind, wie ein leichtes Heulen hört sich das an. Und ich finde das romantisch. Ich denke an die Erzählung von H. über die Stimmen, die man nachts in seinem Haus hört: Wenn ein starker Wind über das sehr flache Camargue-Land geht, dann trägt er die Stimmen von Menschen und Tieren über weite Strecken. So muss die Idee, was heißt Idee? die Erfahrung! von Gespenstern entstanden sein.

Fundstück mexicana

"...Während der Tage um den 12. Dezember hält die Zeit einen Augenblick lang still und bietet uns - anstatt zu einem unerreichbaren, verlogenen Morgen anzutreiben - eine runde, vollkommene Gegenwart aus Tanz, Rummel, Schlemmerei und Kommunion mit dem uralten, geheimnisvollen Mexiko. Die Zeit ist dann kein Fortschreiten mehr, sondern das, was sie von ihrem Ursprung her war und ist: Gegenwart, in der Vergangenheit und Zukunft eins werden. ..."

Octavio Paz - Das Labyrinth der Einsamkeit

Sonntag, 2. Dezember 2007

Meine Themen derzeit

sind
1) Meine Ziele. Das hört sich jetzt so an, als hätte man das Thema ja immer. Stimmt ja auch. Aber manchmal nur so traumgleich, hoffend auf glückliche Zufälle.
Ich suche (und finde) jetzt mal wieder eine neue Methodik, Systhematik: Ich sehe, dass jede Lebenszeit im Umgang mit Suchen und Brüchen neue Systematiken erforderdert, aber auch nutzen kann. Ein organisches Prinzip, das finde ich spannend. Genau darum kümmere ich mich gerade.
2) Mexiko!!! Das interessiert mich sehr.
***
Am Rande: Jedes Mal, wenn ich derzeit "sentimental" werde, empfinde ich es als Glück und Erfrischung. Der Dezember möge mir das Seine geben. Gerade als ich über Ziele schrieb, ging ich zwischendurch in die Küche, wo das Radio läuft: Und da lief - das erste Mal dieses Jahr für meine Ohren - so ein Christmas-Popsong. Wirklich albern. Aber ich entdecke derzeit neu, mich gerade zu kindisch anrühren zu lassen. Und deswegen ist es gut. Und es erinnert mich an jenes zum Heulen schöne "Feliz Navidad" im Winter 99 auf der Insel - die Ohren tun ja gut dran, wenn sie meistens weg hören beim kulturindustriellen Kitsch, dann werden sie plötzlich offen und können noch beim Kitsch "mitdenken". Ich habe ja auch keinen Fernseher, was mir die GEZ nie glauben wollte, hat sie Pech gehabt. Und ich kann zufällig irgendwo auf der Welt dann ein Stück TV schauen, das mir plötzlich was bedeutet. Dies alles aber nur am Rande.

Dienstag, 27. November 2007

Deine verkürzte Rede

Aus all dem Ungesagten, Flüchtenden, um die Ecke Getragenen "Doch-Nicht"
ließe sich ein ganzes Buch schreiben.
Weil es nicht geht, nicht zu kommunizieren (alter Hut).

Und doch: wie schwierig.
Punkt.

Montag, 19. November 2007

Löschtrupp

Der Aufenthalt in der Camargue, auch die beiden Fauser-Abende, haben mich belebt. Die Welt der Abenteurer hat meiner Seele etwas Feuer gezeigt. Das Feurige ist ja nicht gerade, was meine Seele ausmacht. Und auch nun noch, gerade gegenüber dem Cowboy, fühle ich mich eher zart-vampyrhaft, was die Faszination fürs abenteuerliche Leben angeht.
Nach dem Aufwachen denke ich: Mehr machen, machen, activity. Los. Allein schon, um eher erzählen zu können. Nur die eigenen Stimmen im dunklen Kriechen durch den Wohnungsinhalt – das gibt keine Geschichte, da gelingt kein Text. Denke ich. Andererseits ist dieses absolute Leben - sich an Drogen und Schmutz riskieren, wie es Fauser in Istanbul tat –
nicht nur hinreichend abstoßend, sondern es hat ihm auch keine guten Gedichte beschert. Die Einbildung des Rauschs und Katers und des Dazwischen, wo kurz der Größenwahn sich reckt, mögen es ihm eher so haben erscheinen lassen, weswegen er weiter schreiben konnte.
Doch ich sehe und fühle dieser Tage bisweilen Bilder und Energien aus längst vergangenen Zeiten, als ich verglichen mit heute geradezu draufgängerisch war – und naiv genug für Erfahrungen, die noch die rohe Anziehung des ersten Mal hatten. Häufig versuche ich den Grund und die Zeit des Verschwindens dieser leidenschaftlichen Naivität zu ergründen. Es hat was mit dem Zusammensein mit N. zu sein – oder das Zusammensein mit ihm ist bereits Resultat dieser ent-geisterten Lebensphase. Mit aller Deutlichkeit war ich häufig froh, dass die frivolen Anziehungen und tollen Kühnheiten sich aus meinem Leben verabschiedet haben, sang- und klanglos, wie ich es niemals hätte voraus sagen können. Fast überflüssig zu sagen, dass ich oft unter ihnen litt, früher. Und doch ist die roh-brennende Euphorie auch etwas, was ich vermisse. Die Schmerzen jedoch, die der Cowboy als Schatten mit sich trägt, als Stimmen, die ihn schwanken lassen, die sind der Preis, den ich gerade loswerden wollte. Und es tat mir weh, die Angst des wilden Mannes zu sehen. Sehr weh.

Sonntag, 18. November 2007

Ich bin hoffnungslos sentimental

Endlich habe ich überhaupt mal wieder eine CD gekauft, um sie dem Cowboy in die Camargue zu schicken. Und wenn ich dann, natürlich habe ich sie vorher gebrannt, Tom Waits Downtown Train höre, den perfekt sentimentalen Ktitsch überhaupt, läuft mir irgendwas irgendwie über den Rücken. Ein leichter Abscheu vor der eigenen Verkitschheit. Und eine Erinnerung an Altes, als man (ich) noch küsste, um was ganz Neues zu machen, im Grunde auch um zu verletzen. Echte (?) Romantik verletzt immer, jedenfalls die Zurückbleibenden. Das romantische Gefühl geht auf etwas völlig Ausschließliches, also Aus-schließendes.
Es ist gar kein Zufall, dass ich über die Wahlverwabdtschaften Magister schrieb - und sie mich heute wieder begeistern, sodass ich nette kleine Vorträge für gebildete Rentner darüber halte...
Früher gab es gar eine Zeit, da wurde mir bei Grönemeyers Was soll das? ganz schummrig. Sprich: Die Idee, durch eine neue Liebe zu verletzen, scheint zu kicken. Wie seltsam. Wie überaus daneben. Vielleicht.
Als ich einmal einen Menschen hinter mir ließ, irgendwie auch lassen musste, weil es nicht ging, weil er so überaus verheirateter Familienvater war, und weil ich in der Tat was Neues begann, was Zukunft haben sollte, bodenständig, und es auch hatte, da spielte ich dem Verlassenen, der keiner war, hundertmal hintereinander Trude Herrs "Niemals geht man so ganz" auf CD. Eigentlich peinlich, eigentlich musste der ja denken, ich hab sie nicht alle. Doch er sang, und das verstand nur ich,und konnte es kaum glauben, für mich Marmorstein und Eisen bricht, in einer Rückwärtsgeheimsprache, und alle bewunderten den artifiziellen Akt und nur ich wusste, das ist für mich. Unsere Affäre war weitgehend völlig geheim gewesen und das Verbotene der Liebeserklärungen törnte mich an.
Und irgendwas, wenn ich jetzt Tom Waits höre, klingt auch verdammt nach verbotener Liebe.

Samstag, 17. November 2007

Zwei Wölfe in mir

Danke an Mirka.

Ein Enkel beschwerte sich bei seinem Großvater über einen Schulkameraden, der ihm Unrecht getan hatte. Der Großvater sagte: »Ich werde dir eine Geschichte erzählen.«
»Auch ich habe großen Hass auf jene erlebt, die ohne Rücksichtnahme handeln und keine Reue kennen. Aber Hass zerfrisst dich und nicht deinen Feind. Das ist so, als würdest du dir wünschen, dass dein Feind stirbt - jedoch selbst Gift einnehmen.
Viele Male habe ich mit diesen Gefühlen gekämpft. Sie sind wie zwei Wölfe in mir: Einer ist gut und schadet niemandem. Er lebt in Harmonie mit seiner Umwelt und wittert keinen Angriff, wo es keinen gab. Er wird nur dann kämpfen, wenn es richtig ist und dann wird er es auf die richtige Weise tun.
Der andere Wolf jedoch ist voller Wut. Schon Kleinigkeiten bringen ihn dazu, die Kontrolle über seine Emotionen zu verlieren. Er streitet mit allen, immer und grundlos. Er kann nicht denken, sein Hass und seine Wut sind dafür zu stark.
Es ist schwierig, mit diesen beiden Wölfen in mir zu leben. Sie kämpfen beide darum, meinen Geist zu beherrschen.«
Der Junge fragte: »Und welcher Wolf gewinnt, Großvater?«
Sein Großvater antwortete: »Der, den ich füttere.«

(Original von Esther Acosta)

Palaver

am Rande des Markts.
palavervauvert

Freitag, 16. November 2007

Die Camargue malt

Die Fotos aus der Camargue sind erstaunlich geworden. Verblüffend sind die, die ich in der Abenddämmerung an den étangs, den Sümpfen, gemacht habe. Die Camargue malt! Ohne jede effekthaschende Bearbeitung sehen die Fotos selbst aus, wie romantisch-kitschige Landschaftsgemälde.
impressionen3web

Jedenfalls

trinke ich auch hier jetzt abends viel Wein. Und träume von Mexiko. Jede Reise will ihr nächstes Kind.
Mexiko, Mexiko, Mexiko.

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