Energie kommt bei mir in den Übergängen. Wenn das Neue ganz sicher vor der Haustür steht, und seinen frischen Wind schon durch die Fenster schiebt, sogar durch ungeöffnete.
Wenn das Alte sein Gefährliches verliert und sein Verlebtes mich nicht mehr drückt - wenn es heimelig wird, weil es gelebt wurde, bekannt , noch ein wenig mich umhüllt, wie eine warme Decke am Morgen, die nur ein letztes Kuscheln ist - und endlich keine Zwangsjacke mehr. Das liebe ich. Diese Zeiten waren immer meine stärksten.
Wenn eine Problem-Lösung stattgefunden hat, eine Lösung von etwas, das verklebt an mir hing, und zuviel Angst vor diesem Klebrigen und Scham und Ekel hielt mich ab, es überhaupt nur anzupacken. Dann jedoch: Läßt es sich ablösen wie ein Nichts, wie eine neutrale Folie, nichts klebt, ich habe mir die Finger gar nicht schmutzig gemacht. Lösung. Und hohe Energie.
Allzu bekannt: Das Drama des zu schnellen Wieder-Seßhaft-Werdens. Wenn nur die Erfahrung des Übergangs, die hinter jedem Baum ein Wunder weiß, sich erhalten könnte. Wenn nun jeder Morgen so wäre, als wäre er - staunend noch ihm entgegenkommend - ein neues, schönes Geheimnis. Wie die Belohnung, die das Leben einfach sein kann. Was sich seltsam anhört, ist man im Trott gerade verschält und verknebelt mit sich im Fremden. Was die Erfahrung des Übergangs aber lehrt: So anders-frei lässt es sich auch spüren...
Nietzsches heikles Motiv des Übermenschen: Lässt es sich in dieser Erfahrung des Übergangs entmythologisieren, weil Achtsamkeit & Offenheit handelnde Qualitäten sind, die man sich bewusst machen kann?
wasserfrau - 27. Nov, 18:42
Forellen in der Rhön.
Schlafsack auf der Wiese.
Meine kleine Heimat.
Mein weises Wesen...
Selbstgemachtes, ganz, ganz selbstgemacht.
wasserfrau - 22. Nov, 22:21
Im Alter zwischen 40 und 50 Jahren findet oft noch mal eine Irritierung und mögliche Veränderung statt. In diesem Alter wird der Lebensentwurf noch einmal überdacht (Beziehungen, Lebensformen, berufliche Situation) Kann dies nicht befriedigend bewältigt werden, kommt es häufig zu Resignation, zu verbittertem Aushalten und Ausharren mit den entsprechenden neurotischen und /oder psychosomatischen Begleiterscheinungen.
Eine positive Lösung dieser „Krise“ kann zu einem kreativen Neubeginn führen. Die „alte“ Beziehung, die alten Strukturen werden neu überdacht, neue Wünsche entstehen, z.B. nach Weiterbildung, politischem Engagement, noch einem Kind, Beginn oder Wiederaufnahme der Berufsarbeit. Oder es kommt durch Scheidung, Trennung von der Arbeitsstelle und / oder „alten“ Beziehungen zu einem „kreativen Neubeginn“. Dabei entstehen nicht selten noch einmal heftige Leidenschaften, neue Kraft und Inspiration. Manchmal sind diese Leidenschaften verbunden mit einer bis dahin nicht bekannten Tiefe des Sich-Einlassens.
Kegan (1986) nennt diese Zeit die Phase des „überindividuellen Gleichgewichts“. Er versteht sie als höchste Stufe der „Entwicklung des Selbst“.
Er geht allerdings davon aus, dass nicht jeder Mensch diese Entwicklungsstufe des Selbst erreicht. Mit „überindividuellem Gleichgewicht“ meint er, dass Menschen zu den Werten und Ideologien, in die sie eingebunden sind, in ein exzentrische Position gehen können.
Der Mensch ist jetzt fähig, Zentrierung und Exzentrizität miteinander zu verbinden. Das, was er aus der exzentrischen Position heraus begreift, fließt in sein Erleben in der Zentrierung mit ein.
Aus: Rahm, Otte, Bosse, Ruhe-Hollenbach: Integrative Therapie
wasserfrau - 19. Nov, 17:33
Schreiben hilft.
Mit Schreiben evtl. Geld verdienen oder in diesem heutigen Fall sogar sicher, wenn auch wenig, aber immerhin, hilft noch mehr.
Mit der Tochter telefonieren, der großen, wenn es der gut geht. Sie zieht nun zu der Katze, die sie kaltschnäubig verließ: Die Katze bekam sie 1995, irgendwann hatte sie kein Interesse mehr. Dann zog sie selbst aus. Wer versorgte die Katze? Ich (war ja vorher auch schon so.)
Dann zog ich mit dem Mann zusammen, der wollte die Katze nicht, aber was sollte er machen? Dann ging ich zum Arbeiten und Pendeln in eine andere Stadt. Wer versorgte die Katze? Der Mann, der die Katze nicht wollte.
Irgendwann vor wenigen Monaten ein Anruf vom Töchterlein. Sie kenne einen Kollegen, der wolle unbedingt eine Katze. Ob der Mann, der die Katze nicht wollte, nicht froh wäre..
Also gut, ich hatte nur ein lachendes Auge, auch ein weinendes, aber die Katze überstand den Umzug.
Heute sagt die Tochter: Ich ziehe um. Wohin frage ich? Sie bleibt pauschal. Rein zufällig frage ich nach der Katze. Sie sagt: Ach der geht es gut, ich ziehe jetzt zu ihr.
Das nenne ich family life. Man kann es nicht steuern.
Aber ich bin immer froh, wenn ich sehe wie froh sich die große Kleine entwickelt. Und witzig ist sie schon.
wasserfrau - 18. Nov, 19:59
Heute morgen vermisste ich es sehr, so etwas wie ein explizites Energietagebuch geschrieben zu haben.
Es gab einige Tage, an denen ich schon am Morgen mit einem fast unbekannten schönen Gefühl aufwachte, an denen in mir neue Klarheit, neue Kraft, ein frischer Strom: Spürbar war - wie ein riesiges Geschenk.
Lebensfreude.
Ein Gefühl, das in dieser Reinheit und Schönheit in meinem Leben eher -noch - in Minderzahl war. Nun, wo ich es gerade sehr vermisse, und die alten Qualen eher wieder Einzug gehalten haben, da wäre es mir auf einmal lieb, ich hätte diesen Energieumschwung, denn nichts anderes ist das, genauer analysiert. Was hat mir verholfen zu diesen schönen klaren Höhen, die meine traditionelle Begabung zur Stressproduktion, zur Sorgenmacherei, zur Beklemmung hinter sich ließen und durch Feineres ersetzten?
Heute Morgen, der ganz anders war, in alter Weise voller schwarzer Ängste und Beschwerden, kann ich nur einen sehr alten Gedanken notieren, denn das hob dann doch das Level etwas an. Die Sonne ist demokratisch. Wenn sie scheint und die Luft lau weht, dann ist es ganz egal, wer in ihr sich bewegt, ob arm oder reich. Mit ihrer liebevollen Gabe gibt sie allen und verbindet. Und so bin ich nun nach einer anfänglichen 0,1 mindestens auf 4(von 10) fürs erste.
wasserfrau - 18. Nov, 11:27
Ich schwemme mich mit Schutzengeln und Weißheit/Weisheit in den Schlaf. Im Traum beim Aufglühen am Morgen sehe ich noch, erinnere ich dann Professor H., der sagt mit seiner menschenliebenden Weisheit: Du hast dir dein Zimmer nicht gut eingerichtet.
Ich schaue mich um in meinem Erfurter Schlafzimmer, in der Tat sehr karg möbliert, auf der Matratze liegend, schaue ich mich um. Und dennoch mag ich jetzt, zum Schluss, sehr gerne dieses Zimmer, meinen Rückzugsraum, finde die Leere, die sich nur für mich bereit findet, schön wie die Vorhänge am Fenster. Professor H. meint es gut, das spüre ich, und er ist ja auch im Tagleben ein Guter, und ich weiß, er meint sehr viel mehr als DIESES Zimmer.
Um ihn geht es ja gar nicht, wenn dann um seine menschenliebende Art und um seinen egalitären Führungsstil an der Uni, denn in Wirklichkeit bin ich morgens um 8 mit Martina verabredet, seiner Mitarbeiterin.
Und so ist es dann auch und wir gehen auf Tour und machen ein Interview irgendwo, fahren durch lichtdurchflutete warme Herbstlandschaften, landen in einem kleinen Kurort. Sind vergnügt. Dann erzähle ich ihr von meiner Kündigung und sie bedauert es zutiefst.
Es gibt Menschen, die es bedauern.
Um die Abendzeit, als ich mal wieder in meinem Restbüro verzweifeln mag, kommt der PR auf die Etage, dieser junge, durch und durch zugewandte Mensch, nennt mich beim Namen und nimmt mich einfach in den Arm. Er ist so nah an den Chefs, er hat es vernommen. Hier im Hause wird niemand ein Bedauern äußern, denn sie verstehen zu gut, die mich mögen, das Entrinnen. Er fragt: Hast du was Besseres? Ich sage: eigentlich nicht. Und ich sage: Doch. Das Leben. Er sagt: Puhh, das stimmt. Und kurzumschlungen beschließen wir, miteinander auszugehen, er und N. und ich. Ich sage, es werden noch mal 18 Grad, wir machen was los.
Und alles ist gut wie im Leben.
Die Angst war schon.
wasserfrau - 14. Nov, 21:15
Nun erzählt der Traum also weiter. Und das Träumen lernt mehr und mehr, das Glück auszumalen.
Da war sie, die Frau, mit den langen braunen Zöpfen und dem blaugepunkteten, weißen Kleid. (Ich weiß, wer es war.) Da rannte sie mit mir die quadratische Treppenlandschaft hinauf? hinunter? im quadratischen Kreis. Treppen wie bei M.C. Escher.
Meine Mutter war "hinter uns her". Und wir rannten fort, ich wusste, wir können sie abhängen.
(Wenn ich an meine reale Mutter denke - alt und schwach und jammernd - tut mir das fast leid. Oder nicht? Gerade nicht? Darum geht´s ja nicht.)
Un dann die andere Frau. Auch für sie habe ich einen Namen:-)). Kurze rote Haare, faltiges Gesicht, schlanke Gestalt. Warm ohne Ende. "Du bist so jung geworden." sagt sie. Ich weiß es stimmt. (Picasso: Ich habe sehr lange gebraucht, um jung zu werden...)
Ich betreue ein schönes, heimeliges Haus, das anderen gehört und habe es ganz für mich. In unmittelbarer Nähe wohnen die beiden Frauen, dazwischen diese schöne Steintreppenlandschaft mit Grünplanzen. Ganz einfach: Die Quadratur des Kreises.
Soviele Motive, mit denen ich etwas anfangen kann, so ein schöner Traum.
Im real life kommt am heutigen Tag der Klops um die Ecke, den nur ich - ganz heimlich und frustriert - als solchen sehe. Aufstehen heißt es da, einfach wieder Aufstehen, wie als Kind, als ich laufen lernte, konnte, lachend, stolz.
Die Arbeit am eigenen Leben ist nie zu Ende, und kleine Hügelchen voll neuer, Beantwortung enthaltenden Fragen, tun sich auf. Die Arbeit am eigenen Leben soll Spaß machen.
wasserfrau - 8. Nov, 11:27
Und ich weiß, dass ich erzählen muss!
Meine Beobachtungen sind so kleinteilig geworden! Da ist ein bestimmtes Wetter, eine bestimmte Landschaft, Farbe, Klang und Raum. Und an diesem Tag, in dieser Stunde, Minute, im Moment: geschieht dies oder anderes, das Geplante genau nicht, weil es verschoben ist oder nur möglich. Schmiegt sich ein in die Bilder des Nun. Mein Inneres, vielleicht blau und wellig oder aber doch schwarz-rot gezackt nimmt Platz, so wie es gerade ist und auch wieder anders als manchmal. Andere Menschen, Gespräche, Kombinationen.
Alles ist einzigartig und dabei ein tausendbillionstel dessen, was auch möglich wäre, oder weniger noch.
Und meine Beobachtung ist so kleinteilig geworden, teilt, scheidet und denkt sich aus, wie es wäre bei anderer Ent-scheidung. Hier will das Beobachten zum Erzählen, denn sonst, beschäftigt mit einem „Warum? Warum nicht? Was wäre wenn? … oder gar: Was wäre besser/ schlechter?“ suppt die Vielfalt neuronal in sich, implodiert kleinkrämerisch, kapituliert genau falsch vor der Fülle, die anders erst recht entsteht.
Auf den Flügeln des Möglichen ist das Jetzt nur ein Hauch.
wasserfrau - 3. Nov, 11:27
So viele Stimmungen und Veränderungen gehen durch mich durch, als wären es Länder und Völker und große Geschichten aus aller Zeit. Mein Inneres, mein Spüren, mein erstaunt Sein, und manchmal bestürzt oder doch erfreut, fast entzückt dann zu Zeiten: es ist nur eine Bühne all dessen. Nur weil sich in diesem Inneren irgendwo ein Magen aufhält, der rebelliert, wenn die Heere mit ihren Kämpfen und Festen durchmarschieren, zeigt sich deutlich, dass all dies auch anstrengend ist, fordernd.
Es ist interessant, genau hinzuschauen, was vor sich geht, Landschaften voller Energie und Bedeutung…
Erzählen würde ich gerne, schreiben und be-deuten, um wieder aufzulösen und sein zu lassen. Denn alles wirkt auch von selbst. Vielleicht werden Kriege begonnen – und was für welche – weil zu wenig oder gar nicht mehr erzählt wird. Wer erzählt, wird still, denn er muss auch horchen auf das Überlieferte, auf die Farben und Klänge und Wandlungen der Welt. Im Erzählen ist Alles oder Vieles möglich und nichts starr und endgültig. Kleine Jungen im alten Damaskus stelle ich mir dann vor, sie kauen auf einem süßen Naschwerk und halten gebannt den Atem an, wenn der Geschichtenerzähler spricht.
Doch wo sind die Mädchen, frage ich mich, in gepunkteten Kleidern und mit langen Zöpfen sehe ich sie, lebensfroh sind sie und sehr klug, aber im Haus vielleicht. Dass ich sie nicht richtig sehen kann, das fehlt, das fehlt immer noch. „Zur barmherzigen Schwester ist sie zu gut“, sagt Eduard über Ottilie, als er sie begehrt. Keine Krankenschwester soll es sein! Aber auch als Prinzessin kommt die freie Frau nicht daher!. Auch dazu ist sie zu gut! Und so fehlen sie oft im Bild und in den Landschaften mit ihren langen Haaren und frohen Sehnsüchten, da man sie schon vor-gesehen hat und die Tür verschlossen. Auch deswegen gibt es Kriege und Krankenschwestern und Prinzessinnen in der Welt.
Und meine Claire, über die bin ich stumm geworden, wo sie sich erst befreit zur Freien, die sie ist. Rothaarig und ohne Angst, zuversichtlich und ganz uneitel-stark. Muss sie doch im Innern, wo sie alles kann, längst, sich befreien von Zement und Kitt des Vor-gesehenen, bevor sie sich erzählt. Sie kann fliegen und ganz erdverbunden sitzen und rau sein, sie kann umarmen ganz und gar und doch auch als stolze einsame Kiefer stehen ganz oben und schauen allein. Ihre Befreiung ist meine, denn im Erzählen selbst sind die Winde die gleichen und die Früchte, die Bewegung und die Ruhe. Verschieden sind wir im Ungesagten, Ungelebten nur.
wasserfrau - 3. Nov, 10:38
Ich suche Vorbilder.
Ich will ein Vorbild werden:-))
wasserfrau - 2. Nov, 11:32