Frau P. mag
geklaut haben.
Die besondere Originalität und Frische des Vorschlags sieht man aber daran, dass er in knapp zwei Jahren zweihundert Jahre alt wird.
"Einer von meinen Freunden, dessen gute Laune sich meist in Vorschlägen zu neuen Gesetzen hervortat, behauptete: eine jede Ehe solle nur auf fünf Jahre geschlossen werden. Es sei, sagte er, dies eine schöne, ungerade, heilige Zahl und ein solcher Zeitraum eben hinreichend, um sich kennenzulernen, einige Kinder heranzubringen, sich zu entzweien und, was das Schönste sei, sich wieder zu versöhnen. (...) Dann würde doch wohl dem einen Teil daran gelegen sein, das Verhältnis länger dauern zu sehen, die Gefälligkeit würde wachsen, je mehr man sich dem Termin der Aufkündigung näherte.", berichtet begeistert ein Graf in
Goethes Wahlverwandtschaften (1809).
Angemerkt sei, dass der Graf und sein Vorschlag schon damals als kaum ernst zu nehmendes Hallodri-Gewäsch, weit entfernt von den substanziellen Problemen von Liebe, Trieb und Bindung galt und auch so vom Verfasser präsentiert wird.
Wenn Frau P. die Pointen ausgehen, kann sie ja nochmal nachlesen und -legen:
"Jener Freund", so fuhr er fort, "tat noch einen anderen Gesetzesvorschlag: Eine Ehe sollte nur alsdann für unauflöslich gehalten werden, wenn entweder beide Teile oder wenigstens der eine Teil zum dritten Mal verheiratet wäre. Denn was eine solche Person betreffe, so bekenne sie unwidersprechlich, dass sie die Ehe für etwas Unentbehrliches halte."
Helau!
wasserfrau - 21. Sep, 15:54
Unter welchem Begriff läuft für euch Abenteuer? In eurem Leben? Abenteuer: Erregend, wertvoll, riskant... Heute morgen lag auf dem Frühstückstisch ein Prospekt eines Bettenhauses: Abenteuer Luxus. Aha. Die Fotos waren ziemlich geil: Stoffe, Bademäntel, Betten. Aber Abenteuer Luxus????
Heute Abend... höre ich eine CD, auf der ein einziger Sänger andere bezwingt, mit ihm zu singen. Und da weiß ich es wieder: Mein Abenteuer heißt Verantwortung. Jeder hat da sein Thema, aber das ist meins. Meine Lebensforderung. Erregend, wertvoll, riskant. Verantwortung.
wasserfrau - 20. Sep, 23:33
September, oh September…
Jetzt kommst du mit deiner Melancholie.
Uijuijui.
Der September, der beginnende Herbst, so hatte ich oft bezaubert bemerkt, ist mir der liebste.
Wenn die Sonne der vergangenen Wochen in einem steckt, ein zarter Wind und eine Fröhlichkeit fast wie im Frühjahr… und besser noch. So schien er mir oft.
Das Septembergefühl brachte in diesem Jahr bereits der Juli und der August, immer wieder. Dazu kaum die Sonne, die hätte füllen können.
Vielleicht deswegen diese Melancholie.. Dass es schon wieder so früh dunkel wird…
Es ist als schiebten sich Mauern von beiden Seiten ins Gesichtsfeld und machten es täglich enger. Die Weite des Lichts … verschwindet. In mir eine seltsame Bangigkeit.
Vor vielen Jahren im September gab es eine Trennung, die mich sehr erschütterte. Vor zwölf Jahren, genau gesagt. Fetzen der Erinnerung, die lange verscheucht und letztlich wirklich verschwunden schienen, tauchen mit den Schleiern der Dunkelheit des diesjährigen Septembers wieder auf. Bis in die Träume hinein verschmilzt der heutige Liebhaber mit jenem, der mich damals nach fast genau acht Jahren verließ. Eine Phantasie, eine Psychose im Kleinstformat lässt mich Gefühle von Trennungsangst erleben, ohne dass die Gegenwart und der Gegenwärtige daran beteiligt wären. Der fallende Himmel nun, das frühe Dunkel rollt aus anderer Zeit, einem anderen September.
Ich habe nun wieder die gleiche Frisur wie damals, das mittlerweile reichlich lange Haar hochgesteckt im Nacken, die Stirn ist frei. Der Blick ist stolz und fühlt sich ungeschützt. Gibt es Erinnerungswellen, die mit dem eigenen Bilde im Spiegel wieder kommen? Der Friseur schreibt außen an sein Geschäft „Anders ist schöner“, und das ist Reklame, und an manchen Tagen wünsche ich mir sehr, wieder kurze Haare zu haben, doch ich kann irgendwie nicht.
wasserfrau - 20. Sep, 20:41
Die Art der Gnade weiß von keinem Zwang,
sie träufelt wie des Himmels milder Regen
zur Erde unter ihr; zwiefach gesegnet:
Sie segnet den, der gibt, und den, der nimmt.....
Shakespeare im "Kaufmann von Venedig"
wasserfrau - 6. Sep, 11:42
Träume hat man ja viele. Ich habe viele. Ich kann mich gar nicht beklagen, mir fiele zu wenig ein… Ich habe mich zurückgelegt in viele vergangene Minuten. Meine Träume in Watte gehüllt und verlangsamt und in Schaum gebadet. Zeitlosigkeit geprobt gegenüber der sehr strengen Zeit, die hier nicht war. Sie wird nicht kommen, weil ich ihr, gerade rechtzeitig, träumend, voraus eilen werde. Nur ein bisschen. Bei dieser Eile werde ich flanieren!
wasserfrau - 4. Sep, 00:41
In der ganzen oder halben Wohnung habe ich Gladiolen verteilt. Draußen regnete es in Strömen bei 14,5 Grad und ich kam durchnässt an mit einem riesigen Paket Gladiolen.
Ich habe meine Bücher eingeräumt, also jedes Buch, das derzeit in meinem Besitz ist, einmal in der Hand gehabt. Das war … sehr … schön.
Im Internet fand ich Internet-Radio, seitdem läuft Atlantis FM, ein ziemlich deutschsprachiger Sender von Lanzarote aus. Ach…
Dann denke ich, das ist alles eine Inspiration für weitere Pläne.
wasserfrau - 4. Sep, 00:10
wasserfrau - 3. Sep, 22:42
Ich will im Ausland buchen. Ich habe keine Kreditkarte, ich weiß nicht richtig, was pay pal ist. Ja, sowas von vorsintflutlich. Hilfe. Ich habe eine Kreditkarte beantragt. Dauert. Ich habe mich in pay pal eingearbeitet. Dauert irgendwie auch.
First steps... sehr profan heute.
wasserfrau - 3. Sep, 22:38
Ich sitze hier und weihe mein neues Zimmer ein, jetzt also doch! Das große Zimmer, das immer N.s Zimmer war. Ich sitze hier und kann diese frisch gewonnene Weite gar nicht fassen. Es deutet sich an, dass dieser Zimmertausch die ganze Beziehung verschieben wird.
Denn jetzt verzichte ich nicht mehr, ich habe beansprucht, immer nur klagend zwar, jetzt habe ich etwas bekommen.
Möglicherweise wird das zu größeren Konfusionen führen. Es deutet sich jedenfalls – mit einer tiefen und für mich dann doch überraschenden Verzweiflung bei N. – schon an. Das kleine Loch, das immer mein Zimmer war, weil ich mich halt lieber verschulde, das wird jetzt seins. Ich hatte mich auf das Nötigste reduziert, was meine raumgreifenden Besitztümer betrifft. Und doch wurde dieser kleine lange Schlauch mir irgendwann unerträglich, wie ein Grab. Mein Protest war eher passiv-aggressiv, ich hielt mich einfach ganztägig mit dem note-book in der Küche auf. Unsere Küche ist sehr schön, der beste Raum. Außerdem koche ich ja eh immer, da hat man´s nicht weit. Tja.
N. hat ungefähr doppelt so viele Sachen wie ich. Als ich aus einer Vierzimmerwohnung, in der ich allein stehend mit Tochter lebte, auszog, säumte zweimal mein Weggeworfenes unter dem Label „Sperrmüll“ die Straße fast bis zum nächsten Stadtteil, ich überantwortete mehr den polnischen Kleinbusbesitzern, die es freudig mitnahmen, als ich selbst behielt. Er hingegen zog aus einer kleinen Zweizimmerwohnung aus und behielt alles, außer vielleicht ein gebrauchtes Papiertaschentuch. Vielleicht. (In meiner Verzweiflung schenkte ich ihm sogar ein Feng-Shui-Buch, das, wo man Wegwerfen lernt…) Nachdem wir entschieden hatten, dass er das größere Zimmer bekommt und ich den Schlauch – ja, was hatten wir da eigentlich entschieden? Ich bin unfähig mehr als andere zu beanspruchen, jedenfalls bis vor kurzem gewesen, und ihm war es ein Leichtes, eben dies zu tun, was mich wieder fast brüskierte, man kennt ja diese Erwachsenenspiele, nachdem es also solchermaßen entschieden war, verwandelte sich das größte Zimmer dieser Wohnung ruckzuck in eine Art Hobbykeller mit einhundertfünfzigtausend Kabeln, überall herumfliegenden alten Zeitungen, und was weiß ich noch allem. Irgendwo dazwischen saß ein Mann, eingemauert von diversen Schreibtischen, Stapeln, Geräten: gutgelaunt. Das größte Zimmer der Wohnung wurde unbetretbar für mich.
Jetzt ist alles anders. Umgeräumt hat den ganzen Kram die letzten zwei oder drei Tage er. Keinen Finger habe ich gerührt, ich gebe es zu. Weil mir diese ausufernde Dingwelt im direkten Bezug zum dafür nicht vorhandenen Platz über den Kopf wuchs, ich gebe es zu. Seine Dingwelt, wohlgemerkt. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass sein ganzer Kram in das kleine Zimmer passt und dann noch ein Mensch darin zu Recht kommen soll, ausgerechnet er, der so territorial ist.
Das Ergebnis ist einerseits phänomenal: Meine paar Möbel und Habseligkeiten in dem großen Raum, lassen ihn genau als Raum erscheinen. Schöööön. So schööön. Hier lässt sich jetzt richtig existieren. Leben auch. Andererseits: Wird das noch in der stimmungsmäßigen Katastrophe enden. Denn N., immer besserwisserisch und schon auch ignorant gegenüber solchen „Kleinigkeiten“, wie sie mir die ganze Zeit zu schaffen machten, sitzt nun wie eingekerkert in seinem neuen Zimmer. Es wird ihm nicht gefallen, er wird unleidlich werden. Er ist nach wenigen Stunden unleidlich geworden.
Man darf gespannt sein. Dieses Mal grinse ich. Vielleicht.
Wenn ich diesen Beitrag „Räume und Menschen“ überschrieben habe, dann ist das fast euphemistisch, denn in dieser, meiner amtierenden Beziehung spielt das Thema eine substantielle Rolle. Ich bin wirklich einer der am wenigsten raumgreifenden Menschen der Welt, ich leide unter Beschneidung, aber spät und leise. Wenn ich plötzlich mehr habe, zu meinem Guten, als jemand, der viel braucht – und wie selbstverständlich und: WIE UNREFLEKTIERT! …Wozu soll das führen?
Man darf gespannt sein. Mir geht´s gut…
wasserfrau - 2. Sep, 01:40
Ich treibe, will aber wieder mehr und mehr kein Treibholz sein, sondern die Flußfahrt genießen mit einem Steuer in der Hand. Die Entscheidung, wann ich steuern will und soll, wann gar gegensteuern, ist die, die immer wieder zu treffen ist. Und wo es gar nichts zu steuern gibt, sondern einfach einer Fahrt, an der es nichts auszusetzen gilt, zu zu schauen.
Wünsche nach mehr Richtung, Zielstrebigkeit, tätiger Präsenz tauchen auf - und können doch erst Mal verwehen wie mein Haar im Wind. Ich weiß es ja, dass etwas immer erst absteigen muss, bevor etwas Neues kommt. Dass alles seine Zeit hat, Dinge erst gelebt sein müssen, um jemals überlebt zu sein. Dass keine Knospe aufgerissen werden kann, nur weil man schon die schöne Blüte sehen will.
Immer Häufig nach dem Aufwachen, das manchmal spät, in dieser Freiheit und nach langen Abenden und Nächten, geschieht, ist die beste Zeit, wohliger Tagtraumnebel, Visionsfetzen, freundlicher Gefühle, die all das in mir finden und begrüßen. Das Geschenk der Freiheit, das man gerne schon nach kurzer Zeit übersieht... Kein gefühlvoll geborenes Bild ist überflüssig.
wasserfrau - 27. Aug, 13:25
gebe ich nur deswegen diesen Bog nicht auf, weil ich dann doch weiter bei euch mitlesen will und mir meine Abos so nett organisiert habe usw.
Also zumindest: hauptsächlich deswegen gebe ich ihn nicht auf.
Vielleicht hänge ich auch an ihm, aber das spüre ich gerade nicht so - viel mehr hängt er an mir und beschwert mich latent.
Mit diesem "Zentrum der märchenhaften Entwicklung" habe ich eine Form gesetzt, allein schon durch den Titel, zu der der Inhalt sich nicht generieren lässt. Nicht weil jetzt immer alles nur schrecklich wäre, vielleicht einfach weil die Form, die große Behauptung dem Inhalt vorauseilte. Das ist immer schwierig, verkrampft nämlich.
Hier war es anders, Bedürfnis, Not, Situation als Inhalt, als Antrieb sorgten für den Rest. Ich war völlig offen und dann kamen Kommentare, Freundschaften, eine erkenntnis- und erlebnisreiche Situation. Und dann kam ein natürliches Ende dieser Sache. Die neue weiß nicht recht, was sie soll und ich nicht was ich will damit.
So isses.
wasserfrau - 15. Aug, 11:56